Düsseldorf, 31. Oktober 2018. Angesichts schwerer Stürme im Frühjahr sowie der monatelangen Trockenheit mit jetzt massivem Schädlingsbefall durch den Borkenkäfer warnen die Waldbauern in NRW und die Familienbetriebe Land und Forst (FABLF) vor der dramatischen Situation in den Wäldern Nordrhein-Westfalens. Auf den Jahrhundertsommer 2018 folgt nun die Jahrhundertkatastrophe im Wald, so ein gemeinsamer Weckruf beider Verbände.
Der Borkenkäfer hat in NRW bereits über zwei Mio. Festmeter Fichtenholz befallen und im nächsten Frühjahr wird es noch mehr werden. Zudem ist es sehr wahrscheinlich, dass die lange Trockenheit auch zu einem Absterben von Laubbäumen wie Buche und Eiche führen wird. In den geschwächten Bäumen haben die Schädlinge aktuell ideale Bedingungen für die Vermehrung in den Wäldern. Dies führt zu einem hohen Ausgangsbestand im kommenden Frühjahr. Einer aktuellen Schätzung des Landesbetriebes Wald und Holz NRW zufolge könnte die Population im nächsten Jahr auf über 1,5 Milliarden Borkenkäfer im Wald wachsen. „Das könnte die kompletten Fichtenbestände vernichten“, erklärt der Vorsitzende der FABLF NRW, Max von Elverfeldt. Zwar werden Fichten vielerorts nicht als die beliebtesten Bäume angesehen, sie werden aber nun mal dringend in der Sägeindustrie benötigt und sind in den nordrhein-westfälischen Wäldern bislang die leistungsfähigsten CO2-Speicher“, so Elverfeldt weiter.
Der Vorsitzende des Waldbauernverbandes (WBV) NRW, Philipp Freiherr Heereman, schätzt in einem aktuellen Positionspapier die gesamte Schadholzmenge für 2018 in NRW sogar auf 4,3 Mio. Festmeter – neben dem Borkenkäfer sind auch die Schäden aus dem Sturm Frederike Anfang des Jahres zu berücksichtigen. Das ist eine „desaströse biologische Situation“, so Heereman in dem Papier, das sein Verband an die NRW-Landesregierung und das Parlament gerichtet hat.
Zur Sicherung der biologischen Überlebensfähigkeit des Waldes sowie der wirtschaftlichen Zukunftsfähigkeit der Familienbetriebe im Cluster Wald & Holz NRW fordert der Waldbauernverband vom Land NRW Unterstützung bei der Bewältigung der Schäden durch Sturm und Dürre; hierbei geht es insbesondere um Hilfen für die Eindämmung der weiteren Ausbreitung der Käferkalamität. Jetzt gelte es, dass die von der Landesregierung richtigerweise eingesetzte Task Force schnell und wirksam ihre Arbeit aufnehme und die Waldbauern bei den dringenden Maßnahmen wie die Aufarbeitung, Lagerung und Abtransport des geschädigten Holzes wirksam unterstützt. Dabei gilt es auch Hilfen für die notwendigen Neuanpflanzungen im Blick zu haben.
„Die Waldbauern können die Folgen des Klimawandels nicht allein tragen“, so auch Elverfeldt. Der Schaden, der in diesem Jahr in den Wäldern entstanden ist, ist um ein Vielfaches höher und ökologisch dramatischer als der in der Landwirtschaft, für die Bund und Länder kurzfristig 340 Mio. Euro an Hilfszahlungen freigegeben haben. Knapp zwei Drittel der Wälder in NRW gehören über 150.000 privaten Waldeigentümern – die dürfe das Land jetzt nicht allein lassen, so der dringende Appell der Verbandsvorsitzenden Heereman und Elverfeldt. Da der Wald in seiner Funktion als Klima- und Bodenschützer, Wasserspeicher, Rohstofflieferant und Erholungsort einen existenziellen Beitrag für die gesamte Gesellschaft leistet, müssen diejenigen, die ihn pflegen und erhalten, jetzt Unterstützung von Bund und Land erfahren.